18. Dezember 2019 – frei

Ich bin noch immer völlig baff, an was ich mich gestern alles erinnert habe. Bei jeder Kippenpause sind neue Bilder aufgetaucht, von denen ich nicht wusste, dass sie überhaupt noch da waren. Und jetzt eben wieder! Wie wenn man beim Umzug was hinter einem Schrank findet, das gleich beim Einzug dahinter gerutscht war.
Wie ich gestern schon angedeutet habe, hatte der schnelle Meyer Glück, dass er bei Nacht auf Vilshofen gestoßen war, weil dann die Straßen wie leer gefegt sind. Er kam von Passau, und an der Ampel sah er die blau leuchtende Aral-Tankstelle, um die wir an den Wochenenden kreisten wie Motten, weil man nur dort noch Tabak, Überraschungseier, Eis, Bier und Salzstangen bekam, wenn uns das durch vier geteilte Benzingeld noch Verpflegung erlaubte. Aber es war ein Wochentag, also kaum was los.
Dahinter waren nur noch Straßenlaternen, aber kein Gegenverkehr mehr, nichts. Dann eine weitere Tankstelle, die aber geschlossen war, der Bahnhof mal nach links ab, sowie eine Kreuzung, an denen die Ampeln gelb blinkten. Er folgte den Straßenverlauf nach links, beschleunigte unter der Bahnunterführung durch, und dann war er auch schon am Lager. Dort brannten zwar keine Lichter, aber das kannte er schon von der Grenze. Dafür leuchteten ihm die Übertragungswagen ein, die auf der anderen Straßenseite parkten. Wäre er eine Minute in der Richtung weiter gefahren, hätte er Vilshofen schon wieder hinter sich gelassen. Vielleicht waren es aber auch die zwei Jungs, die zufällig gerade dort entlang liefen, und die man eventuell nach dem Weg hätte fragen können, die ihn haben abbremsen lassen, und der Rest ist Geschichte.

Auch vom Stadtplatz aus hätte man nur über die Vilsbrücke immer weiter geradeaus der Straße folgen müssen, und wäre am Bergerparkplatz heraus gekommen. Der gleiche Berger, dessen Unternehmen man in der ganzen Region ständig begegnete, wo immer gerade was gebaut oder in Beton gegossen wurde.
Vor der Bahnunterführung führte noch eine Sackgasse nach rechts zur Vils bzw. zum einzigen Kino, das damit zwar direkt an der Bahnstrecke lag, aber deswegen noch lange kein Bahnhofskino war. In Ermangelung von häufigeren Programmwechseln guckten wir dort eben die gleichen Filme mehrmals. „Back to the Future“ war mein erster „Groundhog’s Day“, das ältere Ehepaar, das es leitete unsere ureigenen „Ghostbusters“, die uns hinaus scheuchten, wenn wir uns in eine der Vorstellungen über 18 schmuggeln wollten, indem wir einfach sitzen blieben. Einmal hat es geklappt, dass uns Lukas’ Bruder von Innen die Tür aufgemacht hat, und so kamen wir in den Genuss von „Die Fliege“ – der war sogar richtig gut, aber die Aufregung ihn so zu sehen war fast noch besser. Auch das gibt es inzwischen nicht mehr, an uns hat’s jedenfalls nicht gelegen. Oder doch? Weil wir weggezogen sind? Ein paar Jahre hat es sich laut Lukas noch gehalten, indem es aus seinem einzigen Saal drei gemacht hat, aber gegen die Konkurrenz aus Passau konnte es sich nicht durchsetzen, und die wenigen Schulvorstellungen retteten es (wenig überraschend) ebenfalls nicht.

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