Ein bisschen Schwein mussten sie natürlich auch haben, denn der Fährmann hätte auch gerade auf der anderen Seite sein können. Und so wurden nur 10 Meter Donau unüberwindbar, egal wie sehr Rothe dort tobte, sie sollen gefälligst umkehren, während der Grenzschützer zurück zum Wagen ans Funkgerät ging. Das verhieß nichts Gutes, aber ein paar Minuten hatten sie sich erkauft. Minuten, die ich so gerne mit eigenen Augen gesehen hätte. Geglaubt hätte ich es wahrscheinlich trotzdem nicht.
“Wer so schreit, der ko a woartn, bis i wieda zruck bin“, kommentierte der Fährmann lapidar und ging nicht weiter auf das Gebrüll von Rothe ein, sondern seelenruhig zum anderen Ende seines Gefährtes. Die verängstigten Gesichter von Nadine und Daniel dürften ihm das Herz aufgeweicht haben, ehe Lukas ihn zur Verblüffung aller fragte, ob er der Kapitän sein.
„Wie, Kapitän?“
„I hob da a Idee.“ Er begann sich die Hände zu reiben, und fragte, ob er sich kurz die Schirmmütze borgen dürfte. Als der das verneinte, klaute Lukas sie ihm und bat ihn für die Dauer der gleich folgenden Zeremonie nur Steuermann zu sein, sonst müsste er ihn leider von Bord schubsen, denn das sei ein Notfall.
„Wie, Steuermann?“, begann der Fährmann verwirrt. „D’Fähre hängt an am Seil, des siegt doch a jeda und – -“
„Schhhh!!“, machte Lukas. „Wia ging denn noch des, der Spruch wos di imma bei a Hochzeit song?“
Der verdutzen Nadine hielt er die Auswahl seiner Ringe, die er sich von den Fingern gepult hatte unter die Nase.
„Das ist ja ein Fingerhut!“, stutzte sie.
„Scho, aber als Ring“, erklärte Lukas ein wenig beleidigt. „Nimm hoid an andern.“ Den Totenkopf mit der Narrenkappe lehnten beide natürlich ab, den konnten sie unmöglich annehmen. Also einigten sie sich auf den bronzefarbenen Fingerhut-Ring für Nadine, und einen silbernen für Daniel.
„Der ist mir zu weit“, meinte Nadine.
„Den kost a z’sammdrucka. De san hintn alle offen, sigstas?“
„Jetzt passt er wie angegossen“, sagte Daniel.
„Und de wachs’n sogar audomadisch mit eich mit.“ Lukas’ Miene hellte sich wieder auf. „Mei, jetzt foids mir wieda ein! Wos Gott zusammengfügt hod, des deaf der Mensch ned trenna. Und i nah’ eich jetzt zam.“
„In eine offenen Beziehung, die mitwächst“, ergänzte Nadine.
„Da war doch noch a Spruch mit wer Einwände hat, der möge austreten“, warf der Fährmann ein, der nur so getan hatte, als höre er nicht hin. „Na, vortreten wors!“
„Dann befördere ich ihn in die Donau. Das schwöre ich“, sagte Daniel ernst, der jetzt Nadine’s Hände in seine nahm, und ihr tief in die Augen sah.
„I glaub du muast eigentlich eps anders schwörn, aber des is mia a Recht, und dir, Nadine?“