09. September 2019 – Nachtschicht

Ha! Ich wusste es doch! Anita hat tatsächlich hier reingelesen, und sitzt jetzt auf frischer Tat ertappt und schmollend in der Teeküche. Das wird ihr eine Lehre sein. Oder auch wieder nicht. Wahrscheinlich ist sie jetzt um so mehr davon überzeugt, dass sich hier alles um sie dreht. Besser ich guck morgen mal nach, wie man das hier mit einem Passwort absichert, verdammte Axt, ey.

Die Postkarte selbst wird nicht der Grund gewesen sein, aber der Auslöser dafür, dass Daniel’s Drecksack von Vater, der alte Speck Lukas krankenhausreif geprügelt hat, um zu erfahren, wo Daniel mit Nadine hin seien. Wobei schon das nur eine Annahme war (und ausnahmsweise sogar mal stimmte – das ist aber nicht der Punkt), denn laut Daniel hatte er nicht mehr drauf geschrieben, als dass es am Leben sei und nicht vorhabe jemals zurück zu kommen. Eine Ansichtskarte der Kasematten in Luxemburg und auch von dort abgeschickt, keine Adresse. Da ist dem ranzigen Speck der Kragen geplatzt.

Lukas wusste zu dem Zeitpunkt selbst nicht einmal, wo Daniel steckte, und wegen seiner Unfähigkeit zu Lügen, weiß er es ja bis heute nicht. Er hat die Schläge ertragen, unter Tränen, und sah dennoch von einer Anzeige ab. Weil er selbst doch auch um seinen Freund trauerte, und genauso im Dunkeln tappte, sagte er der Polizei.

In den Augen vom hirnverbrannten Speck machte sich Lukas schon allein dadurch verdächtig, dass er umgezogen war. Dabei war es nur innerhalb Vilshofens gewesen, aus der Fischerzeile in die Wohnung, in der ich mit Mama gewohnt hatte – was es uns überhaupt erst ermöglicht hat Vilshofen so schnell zu verlassen. Sein Bruder war nicht so begeistert gewesen, aber erstens war er sowieso kaum zu Hause, und es war obendrein einfacher dort einen Parkplatz zu finden. Ich glaube am Ende war es das, was auch ihn überzeugt hat. Unser Vermieter (und jetzt ihrer) war zwar mißtrauisch gewesen, aber er vertraute uns. Oder eher der damit einhergehenden Mieterhöhung um 50 Mark.

Als Lukas dann Monate später ein zweites Mal vom Speck verprügelt wurde, verpflichtete ihn ein Gerichtsbeschluss dazu, dass er sich Lukas nicht unter 50 Meter nähern durfte. Eigentlich wären 200 Meter die Norm gewesen, aber dann hätte er wohl nicht mehr zur Arbeit fahren können, und Autos haben in der deutschen Rechtsprechung immer Vorfahrt. Aber wo konnte man in Vilshofen schon 50 Meter weit gucken?

Schreibe einen Kommentar

Schön, dass Sie kommentieren wollen, herzlich Willkommen! Vorher müssen Sie allerdings noch der Datenschutzerklärung zustimmen, sonst geht da nix. Danach speichert die Webseite Ihren Namen (muss gar nicht der sein, der in Ihrem Ausweis steht), Ihre E-Mail Adresse (egal ob echt oder erfunden), sowie Ihre IP-Adresse (egal ob echt oder verschleiert - ich hab keine Ahnung, ob Sie von Zuhause oder aus einem Internet-Café schreiben). Anders ist es mir nicht möglich zu gewährleisten, dass Sie hier kommentieren können, worüber ich mich sehr freue - denn es ist sehr frustrierend mit den mich sonst erreichenden, meist verwirrenden bis sinnfreien Werbebotschaften allein gelassen zu werden. Vielen Dank dafür, dass Sie da sind!

Noch ein kleiner Hinweis: Kommentieren Sie zum ersten Mal, erscheint Ihr Kommentar erst nach einer Prüfung des Inhalts, einzig um Spam von der Seite fern zu halten, in der Regel dauert das nicht länger als 24 Stunden - dabei handelt es sich nicht um Zensur, sondern um das limitierte Zeitfenster der berufstätigen Person hinter diesem Blog, die Ihnen den ganzen Krempel gratis zur Verfügung stellt. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, und auf zur Checkbox.