Anruf aus der Klinik. Das Kind mit dem Armbruch ist positiv auf Corona getestet worden. Die ganze Familie, um genau zu sein, der Vater lag hustend zu Hause. Na fantastisch. Der Kleine hatte keine Symptome, keine Bauchschmerzen, nichts. Das Fieber war so niedrig, das hätte auch von der Heulerei sein können.
Einerseits bin ich froh, dass ich sowieso ab heute frei habe und kann mich isolieren, andererseits war ich mit Walentyna verabredet. Jetzt muss ich ihr absagen. Schöne Scheiße. Und testen bringt bei mir auch erst in ein paar Tagen etwas.
Hilf ja nichts, ich muss sie anrufen und abfangen, bevor sie aus der Arbeit direkt zu mir kommt.
Walentyna flüsterte ins Telefon, nachdem klar war, dass es sich um einen privaten Anruf handelte, und es kribbelte mich vom Hinterkopf ausgehend in Richtung Ohren. Oh mein Gott, waren das etwa diese Tingles?
„Kann das nicht bis nachher warten, oder soll ich dir was mitbringen?“
„Nein, es … ich war dem Corona-Virus ausgesetzt. Ein Patient ist positiv getestet worden.“
„Wie fühlst du dich?“
„Bis jetzt gut, es ist bei mir auch noch zu früh für einen Test“, erklärte ich.
„Dann ist’s ja gut. Bis nachher …“
„Nein, nichts ist gut. Ich könnte ansteckend sein, ohne dass mir selbst etwas fehlt, bevor ich Symptome entwickle. Das kann ich unmöglich riskieren, ich … liebe dich.“
„Ich dich auch“, flüsterte sie.
„Kannst du das bitte mal auf Polnisch sagen?“
„Wieso denn das?“, fragte Walentyna überrascht.
„Weil … ich möchte wissen, wie das klingt.“ Beinahe hätte ich gesagt, um zu hören, ob du die Wahrheit sagst.
„Kocham çie“, flüsterte sie, und jetzt kribbelte es mir vom Hals die Wirbelsäule hinunter. „Woher dieses plötzliche Interesse?“
„Es klingt so schön. Du hast mir so viel vorgespielt, aber ich wollte mal dich hören. In deiner Muttersprache …“
„Vatersprache“, unterbrach mich Walentyna. „Bei uns heißt es Vatersprache.“