Die drei Großmütter verstanden sich prächtig miteinander, je länger der Sonnenuntergang zurück lag. Kurz befürchtete ich, sie würden von der für Hexen ermäßigte Besen-Leihgebühr gebrauch machen um im Mondlicht um die Schaumburg zu kreisen. Nur so beschwipst, wie sie waren, hätten wir sie damit erst gar nicht abheben lassen. Ihre gute Laune ließen sie sich aber trotzdem nicht verderben.
Franz wurde unter viel gutem Zureden ins Bett verfrachtet, der darüber aber alles andere als begeistert war. Daniel begleitete Connie, kam aber früher zurück, weil sich seine Anwesenheit als wenig förderlich erwies. Sein Neffe war ja nicht der einzige, der gerade wenig vom ins Bett gehen hielt.
Währenddessen wurde Mario politischer. „Unsere Videos und Proteste bringen nichts. Wir machen es die ganze Zeit falsch. Die Armen zu überzeugen wird uns nicht gelingen, deren Ohren übertönt ihr knurrender Magen. Nein, wir müssen die erreichen, die glauben schon alles zu haben: die Reichen.“
„Jetzt geht das wieder los“, stöhnte Dennis.
„Doch, hör mir zu. Einmal haben die die Kohle, die es braucht, die aber kein Politiker anzurühren traut. Selber bauen sie es für Luxus auf den Kopf, ohne auf das Preisschild zu schauen. Man kann ihnen auch keine Angst vor einem Mob machen, der sie zerfleischt, wenn es schlimmer kommt: dafür haben sie sich ja mit hohen Mauern, Sicherheitsdiensten und Zyankali-Pillen umgeben. Wir müssen ihnen was anderes zum Schlucken geben.“
„Aha. Und was?“
„Wir verkaufen ihnen die Rettung des Planeten. Aber kein Trickle Down, sondern wir benennen Schulen nach ihnen, lassen sie dafür feiern, dass sie die Welt retten. Wir inszenieren ihnen ihren eigenen Heldenfilm, perfekt für jede Verfilmung. Damit man sich an sie erinnert, auch an jene, die es nicht für die eigenen Kinder tun, wenn sie überhaupt welche haben. Wir schneidern ihnen einen Plot auf den Leib, mit List.“
„Das sind doch wieder nur Videos!“, beschwerte sich Dennis.
„Ja, aber für eine Gegenleistung.“
„Gesponserte Videos also. Product Placement.“
„Ich finde“, begann Clara, „dass wir nur noch Leute ins Parlament wählen, die selber Kinder haben, und deren Kinder es ihnen erlauben. Ins Zweifelsfällen müssen fünf Freunde der Kinder die Eignung bestätigen. Wer die nicht hat … dann ist da was faul.“
„Bewirbst du dich um eine politische Karriere?“, fragte ihr Bruder sarkastisch.
„Lukas überlegt in die Politik zu gehen“, sagte Sandra plötzlich.
Ich verschluckte mich an meinem Bier. „Was?“
„Doch, als parteiloser Bürgermeisterkandidat.“