Wie soll ich den vergessenen Geburtstag der Zwillinge nur wieder gut machen? Oder was mit der Adresse von Anton Rothe anfangen? Dieses Jahr habe ich schon so viele Fehler begangen, wie noch nie in meinem Leben. Egal, was ich auch anfasse, es geht schief. Selbst wenn ich gar nichts mache, ist selbst das noch falsch. Ich meine, Daniel hat Lukas angerufen, und wenn sich Daniel nicht verplappert hätte, oder Lukas weniger aufmerksam gewesen wäre, dann … aber egal wie ich es drehe und wende, am Ende ist alles meine Schuld. Wahrscheinlich sogar die Pandemie.
Wenn ich nur eine Idee hätte, wie ich das alles wieder gerade rücken könnte. Einfach so, ganz ohne Zeitmaschine. Gott, bewahre! Was ich da alles kaputt machen würde, möchte ich mir gar nicht ausmalen. Ich tue mich ja schon mit dem Alltag schwer genug, dem hier und jetzt oder auch wie wann wo dann was denn?
Ich könnte ihnen einen Brief schreiben … so ähnlich wie der Artikel von Margaret Atwood, nur nicht mit Quarantäne, sondern Weltuntergängen. Wie könnte das klingen?
Liebe Clara, lieber Dennis.
Wisst ihr noch, als ihr mich 2012 nach dem Ende der Welt gefragt habt? Wegen dieser Prophezeiung oder was es war, dem Maja-Kalender? Das habt ihr nicht ernst genommen, und so war es auch richtig. Mit sich verrechnenden Untergangsapologeten wie den Zeugen Jehovas hattet ihr vorher noch keinen Kontakt, sonst wärt ihr bereits daran gewöhnt gewesen.
Ein Jahr zuvor war mir mulmiger, weil Fukushima mich an Tschernobyl erinnert hat, nur mit dem Riesenunterschied, dass ich diesmal in einem Live- Stream zusehen konnte, wie das Dach vom ersten Reaktor dort in die Luft flog. Gefühlt ist beides weit weg, bis die Wolke dann eben doch zu einem kommt, man nicht draußen spielen darf – das war vor der PS1 und anderen Konsolen – und endlich keinen Salat mehr essen muss.
Was ich sagen will ist, dass das gerade wohl euer erster „echter“ Weltuntergang ist, der sich auch wie einer anfühlt. Beim Klima spätestens seit der Brände in Australien, und jetzt eben noch die Pandemie oben drauf.