Habe im Schlaf ein Feuer im B-Bau gelegt. Die alten Schulbücher habe ich in das Zimmer mit dem Ofen geschmissen, eins nach dem anderen, Stapel für Stapel. Und es hat sich gut angefühlt. Das ist wahrscheinlich nicht gut, oder? Würde gerne die Zwillinge danach fragen, aber das traue ich mich nicht.
Die Nacht gestern war hart, aber wir haben es gut hinter uns gebracht. Ich bin zu Hause wie tot zusammengeklappt und hab bis in die frühen Nachmittagsstunden gepennt. Fühle mich so voller Energie, wie lange nicht.
„Du, Johann – hast du Zeit zu reden?“, fragte Schwester Anita unschuldig.
Oh nein, das verhieß nichts Gutes.
„Nachher gerne,“ log ich und drehte statt einer Runde eine Zigarette auf dem Balkon. Sie wirkt merkwürdig angespannt, als ob sie wirklich etwas auf dem Herzen hätte, und ich möchte das eigentlich lieber nicht wissen, egal, was es ist.
Bisher sonst eine ziemlich ruhige Nacht auf Station. Wie lange nicht. Dann kann ich ja jetzt loslegen, aber jetzt unterbricht sie mich. Will reden. Jetzt? Jetzt.
© Jens Prausnitz 2023