21.04.20 / Tempo 60 für alle

Deswegen sähe ich Alien seitdem mit anderen Augen, erklärte ich Walentyna, die fasziniert zuhörte und zufrieden am anderen Ende der Leitung grunzte und kicherte. „Aber natürlich haut sie es auch hier erst wieder James Cameron so richtig um die Ohren. Der hätte das nämlich noch weniger begriffen. Erst Alien 3 setze es wieder logisch fort, wenn Ripley das Recht auf Abtreibung verteidigt. Aber Cameron? Der kämpfe gleich gegen die Gebärmutter. Bei ihm sind die Soldaten die Spermien, können in ihren Uniformen Männlein oder Weiblein sein, und die Gebärmutter, selektiert. Das ist, wovor er Angst hat. Der Mann hat kein Sagen darin, wer die Eizelle befruchtet, sondern der weibliche Körper, und das passt denen nicht, lieber jagen sie das mit einer Atombombe in die Luft. Es geht ihm wieder nur um die Kontrolle über den Körper der Frau.“
„Und Newt?“, wollte Walentyna wissen.
„Ist eine schon befruchtete Eizelle, die sich dort eingenistet hat. Siehst du wie absurd das ist? Wie sehr auf den Kopf gestellt? Die fühlt sich dort nicht geborgen, sondern bedroht! Aber zunächst einmal von den Spermien eines anderen Raumschiffs. Du hast das männliche Raumschiff im Orbit, und das weibliche auf dem Planeten – es macht ja sogar schon die Beine breit! Ist dir das schon aufgefallen?“
„Jetzt, wo du es sagst“, sagte Walentyna lachend. „Deine Mutter ist mir jedenfalls schon jetzt sehr sympathisch.“
„Newt stirbt übrigens meiner Meinung nach, weil sie ein Frühchen verkörpert. Sie kommt zwar gleich in einen Inkubator, überlebt es aber nicht.“
„Das leuchtet mir ein. Aber wird sie nicht auch von den Aliens eingefangen, damit in ihr etwas anderes heranwächst?“
„Nun ja, nicht jede Schwangerschaft wird ausgetragen. Das ist die Regel. Im wahrsten Sinne des Wortes. ‚Manchmal soll es eben nicht sein, und das ist beileibe nicht einfach für uns, mein Sohn.‘ So klang das bei meiner Mutter. Deswegen hat sie immer an meine Mitverantwortung appelliert, bevor es überhaupt so weit kommt.“
„Bevor du kommst, meinst du wohl“, korrigierte mich Walentyna. „Aber Rassismus? Das ist doch echt zu weit hergeholt.“
„Warte, ich bin noch nicht fertig: Du hast hier zwei potentielle Mütter im Konflikt miteinander. Jede tut im Prinzip das, was Mütter eben tun. Sie beschützen und lieben ihre Kleinen, egal was da kommt. Lass mal außen vor, dass es Außerirdische sind. Deren Haut schwarz glänzend ist … und jetzt dringen Weiße dort ein, wollen darüber bestimmen wer geboren wird, und weitere Schwangerschaften unterbinden.“
„Aber die Siedler waren doch vorher da!“, warf Walentyna ein.

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