Wir spielten zwei der Songs vom Vormittag noch einmal, aber nur „Titel“ funktionierte, also nahmen wir den zweimal auf und ließen es gut sein. Zum Ende legte Lukas seinen Bass ins Gras, kam zu Daniel und hob ihn an einem Beinen hoch, so wie Ozzy Osbourne Randy Rhodes auf dem Tribute Album. Das sah in dem Licht wirklich toll aus, vor allem wie sie dann lachend ins Gras hinter sich plumpsten.
Danach war Daniel auch ansprechbar, während Mario Lukas die Aufnahme zeigte.
„Tut es sehr weh?“, fragte Daniel.
„Das war’s wert“, sagte ich trotzig.
„Damit könntest du sogar recht haben“, meinte er nachdenklich.
„Jetzt so vor meiner Mutter zu stehen, ist einfach anders, als ich es mir die ganzen Jahre vorgestellt habe. Das hat mich wirklich unvorbereitet getroffen, und das war gut so. Ich konnte nicht weglaufen. Und auf einmal bin ich kein Einzelkind mehr.“
„Willkommen beim Rollentausch. Ich bin Vater geworden und du Onkel.“
Daniel gluckste. „Der Kleine hat uns die ganze Zeit gebannt zugesehen.“
„Ach deswegen warst du plötzlich so bei der Sache.“
Er nickte. „Ich habe mich für ihn zusammengerissen. Das war sein erster richtiger Eindruck von mir, wo er wusste wer ich bin. Das wollte ich nicht versauen.“ Daniel seufzte. „Und ich schenke ihm meine 89er Butterscotch-Telecaster.“
„Oh, wow.“
„Da trauert man dem Ding 30 Jahre lang nach, dann findet man es wieder und jetzt das.“
„Du könntest auch freundlicher zu Mario sein. Das wirkte sehr professionell, was er da macht.“
„Das wusste ich schon vorher, aber …“
„Himmel, Daniel – weißt du nicht mehr wie das bei dir und Nadja war, damals?“
„Das ist doch was anderes.“
„Jetzt hätte ich gute Lust dir eine zu kleben“, sagte ich und schubste ihn an der Schulter. „Mario bringt sie zum Lachen, siehst du das nicht?“
„Doch, natürlich.“