„Ihre Mütter hierher einzuladen“, sagte ich und beeilte mich hinzuzufügen: „Von Daniel und Nadja.“
„Daniel’s Mutter ist auch hier?“ Doris stemmte eine Hand in die Hüfte. „Du machst auch keine halben Sachen.“
Ich lächelte Dennis entschuldigend an.
„Ich geh besser mal Clara Bescheid sagen, ehe das auch noch einer von euch Boomern versemmelt.“ Er stand auf. „Ich freue mich darauf dich kennenzulernen., Entschuldige mich bitte. Und danke für den Kaffee.“ Dann war er weg.
„Ein höflicher Junge. Gefällt mir.“
„Wie ist es dir so ergangen?“, fragte ich Doris. „Du steckst das lockerer weg, als ich erwartet hätte.“
„Weil ich längst meinen Frieden mit Nadine gemacht habe, Johann. Ich hätte sonst nicht weiterleben können. Ich habe jetzt Schülerinnen in ihrem Alter, und über die Jahre habe ich so einiges gelernt, ja vielleicht sogar wieder gut gemacht, oder verhindert, was ich bei ihr versäumt habe. Meine Grundschüler sind damals im Gegensatz zu ihr ja nicht älter geworden. Das habe ich zu spät begriffen.“
„Das solltest du ihr genauso erzählen.“
„Und du?“
„Ich glaube, ich versuche hier auch wieder etwas gut zu machen,
aber es läuft ein bisschen aus dem Ruder.“
„Gib mir nochmal das Handtuch“, sagte Doris, und der
Wasserkocher brodelte jetzt eine Idee zu bedrohlich für meinen Geschmack.
„Was ist dann passiert?“, fragte Schwester Anita.
„Ich bin mir nicht sicher, aber wahrscheinlich hat mich Mario gefunden, oder ich bin ihm über den Weg gelaufen. Wegen dem Videodreh, den wir vorbereiten mussten. Wenigstens um Material für Daniel’s Kanal zu haben. Daniel war aber erst nicht so begeistert, ließ sich aber überreden. Die Idee war, dass die Sonne über der Ruine unterging und wir im Gegenlicht stehen sollten. Dazu führte er uns bei dem Hexenhaus den Hügel hoch und positionierte uns dort in der Wiese. In einem Gefälle. Das klappte mit meinem Schlagzeug nicht, also schlug er vor, dass ich mit dem Rücken nach unten spielte. Sollte mir recht sein, dann sah man das blaue Auge nicht so. Mario würde sowieso hauptsächlich mit der Kamera auf Daniel bleiben und so weiter und so fort. Ich verstand nicht mal die Hälfte, war ja in Gedanken auch ganz woanders.