17.07.20

Zuerst blieb ich bei Doris, das weiß ich noch. Die Münchner waren ja mit meiner Mutter gut versorgt. Obwohl sie sich beinahe verplapperte, als sie meinte, sie habe auch erst gestern erfahren, dass sie jetzt Oma sei. Zum Glück fiel ihr ein für sich zu behalten, dass es sich um die gleichen Kinder handelte. Das hat sie mir auf der Rückfahrt erzählt.
„Wie kam’s?“, hatte ich gefragt.
„Als mit Doris die dritte Oma von Clara und Dennis auftauchte, ging mir ein Licht auf“, sagte sie. „Das wäre ein bisschen zu viel freie Liebe für Gabi gewesen, glaube ich.“
Dennis half mir jedenfalls Doris zu ihrem Zimmer zu begleiten, obwohl sie beteuerte, dass es ihr gut ging. Dort setzte sie heißes Wasser auf und fragte uns ob wir auch etwas trinken wollten. Dann ließ sie kaltes Wasser über ein Handtuch laufen, wrang es aus und reichte es mir. „Daniel wusste wohl nichts von deinen Plänen, nehme ich an?“
„Ist das so offensichtlich?“, fragte ich und presste das kühlende Tuch vorsichtig auf mein Auge. „Es tut mir leid.“
„Muss es nicht“, sagte Doris erstaunlich gefasst.
„Nein, nicht das hier, sondern …“ Ich schluckte. „Weil ich damals in Vilshofen nicht rechtzeitig zurück gekommen bin. Weil ich dich mit den Koffern dort allein gelassen habe.“
„Da hattet ihr das auch schon geplant?“
„Was? Nein, ich habe nur Nadja den Weg zum Gymnasium gezeigt.“
„Nadja?“ Doris sah kurz auf, zog die Augenbrauen hoch, und nickte dann den drei Bechern vor sich zu. „Das sieht ihr ähnlich. Wenn sie sich zu etwas entschließt, dann hält sie nichts auf.“ Der Instantkaffee rieselte leise, der Wasserkocher war noch nicht zu hören.
„Vielleicht hätte ich schlimmeres verhindern können …“, sagte ich.
„Das bezweifle ich, Johann. Du hast nicht einmal diese Ohrfeige kommen sehen.“
„Ich konnte mir nicht vorstellen, dass mich Daniel schlägt.“
„Papa hat was?“ Dennis sah geschockt zwischen uns hin und her.
„Es ist nichts“, sagte ich beschwichtigend und begutachtete das Handtuch, das zum Glück keine Blutspuren aufwies. Ich wendete es und drückte es mir wieder ins Gesicht. „Das habe ich verdient, weil sie dem nie und nimmer zugestimmt hätten.“
„Was denn?“, fragte Dennis nach.

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