„Sogar die Aussicht täglich Kamelscheiße schaufeln zu müssen war mir lieber, als in dem Odelgeruch hängen zu bleiben.“ Daniel warf mir einen Blick zu, den ich nicht einzuordnen vermochte. Wie ein Gedanke, den er selbst noch nicht zu fassen kriegen konnte, aber nicht vergessen wollte.
„Dass du ihm nach all den Jahren noch immer nicht vergeben hast …“ Frau Brant’s Stimme zitterte. „Er hatte es doch auch nicht leicht.“
„Sag mir lieber, wieso du nicht schon eher gegangen bist“, sagte Daniel der schwer schluckte. „Mit mir. Dass du es kannst, hast du doch bewiesen.“
Sie schluchzte und rang nach Worten, doch alles was sie fand war: „Meine Kraft hat nicht für uns beide gereicht.“
„Ich war nur eine Belastung für dich. Hast du mich überhaupt geliebt?“
„Das geht zu weit!“, warf Connie ein. „Natürlich hat sie das. Und nie vergessen.“
„Ach ja?“
„Erzähl ihm von der Gitarre“, forderte Connie an ihre Mutter gewandt, aber Frau Brant schüttelte den Kopf und drehte ihren Kopf zur Seite. „Sie hat deine Gitarre mitgenommen, als sie ging.“
„Was für eine Gitarre?“
„Na, die Gelbe.“
„Meine 89er Telecaster?“, flüsterte Daniel ehrfürchtig.
„Das weiß ich nicht. Sie sieht wie neu aus, wenn man von einer Delle oben absieht, da wo die Drähte festgemacht sind. Franz hat heimlich darauf zu spielen begonnen, dann hat sie sie weggesperrt und ich musste ihm eine hölzerne kaufen.“ Als wir sie fragend ansahen, meinte sie: „Ihr wisst schon, so eine mit Loch drin? Was gibt’s denn da zu grinsen?“
„Die Liebe ist ein seltsames Spiel“, sagte meine Mutter mit einem Stoßseufzer.
„Ich habe mich immer gefragt, wie es wohl gewesen wäre mit meinem großen Bruder aufzuwachsen. Aber ich habe dich mir immer jünger vorgestellt, obwohl ich wusste, dass du 21 Jahre älter bist.“
„Und dein kleiner Bruder?“
„Kam drei Jahre nach mir zur Welt, als Frühchen. Er hätte es beinahe nicht geschafft und ist bis heute kränklich geblieben. Deswegen wollte er auch nicht mit.“
„Wie ist es dir ergangen, Junge?“, fragte jetzt Daniel’s Mutter.
„Gut. Ich lag richtig damals und bin noch immer mit ihr zusammen. Wir sind glücklich.“
Sie lächelte bitter. „Wie dein Vater.“
„Bitte was?“ Daniel war schon wieder auf 180.