17.06.20

Mir ging in der Zwischenzeit der Film nicht aus dem Kopf. Als ich den Film das erste Mal gesehen habe, war ich noch nicht mal richtig in der Pubertät. Ich fand ihn erst langweilig, wie den Filmtitel ja auch, aber Mama wollte ihn sehen. Wie spannend kann schon ein Picknick werden? Duell am Valentinstag – das wäre ein Titel gewesen, der mich gepackt hätte! Stattdessen lasen sich hier gleich zu Anfang Mädchen einander Gedichte vor, die ich nicht verstand. Da kamen Worte vor, die ich noch nie gehört hatte, weil sie aus einer Zeit stammten, die längst tot war, wie die Pyramiden oder was in der Art.
Aber dann faszinierte mich etwas an dem Mädchen Miranda, genau wie auch alle im Film um sie herum. Die Französischlehrerin spricht es dann aus, wenn sie in ihr einen Botticelli Engel erkennt. Ein Engel auf Erden, wie lange kann das gut gehen? Damit war ihre Entrücktheit aber auch benannt, als würde sie über den weltlichen Dingen schweben, ohne sich dessen selbst bewusst zu sein. Genau das machte mir schon als Kind Angst. In diesem Mädchen steckte ein Wissen, oder der Zugang zu etwas, für das ich nicht bereit war – wenn man das überhaupt sein konnte.
Wenn sie dann den Berg erklimmen, hat man bereits die Ahnung, das etwas passieren wird, etwas schlimmes. Die Musik lässt einem gar keine andere Wahl. Aber es ist mehr als das, diese Atmosphäre nimmt einen genauso gefangen, wie die Mädchen. Man wäre mit ihnen mitgegangen. Der Film macht es einem leicht, und wir sind dabei, folgen ihnen gerne, ohne zu wissen, wo sie einen hinführen, hinauf, immer höher … und dann sind sie weg. Wir sind wie das vierte Mädchen, das zurück bleibt und schreit. Weil wir doch mit eigenen Augen sehen wollen, was passiert. Danach war der Film für mich wie ein Krimi, der einem kurz Hoffnung macht, wenn eine Vermisste doch noch gefunden wird, die sich dann aber an nichts erinnert, als stünde sie vor einem Untersuchungsausschuss. Bis zum Ende und darüber hinaus bleibt der Film uns die Auflösung schuldig. Zwei Dinge bleiben dennoch: eine Enttäuschung, die man vielleicht irgendwann vergisst, und eine Atmosphäre, nach der man sich für alle Zeit sehnt.
Heute sehe ich den Film nicht deshalb, weil ich das Rätsel lösen möchte, sondern weil ich wieder in diese Atmosphäre eintauchen will, in der die Uhren stehenbleiben. Ein Picknick das nie endet. Im Moment leben, sich gehen lassen, tun wonach einem gerade der Sinn steht.

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