16.07.20

„Was?“ Sie erschrak. „Nein, ich – also wir, mein Bruder und ich …“
„Ach, einen Halbbruder habe ich auch?“
„Volker, ja. Mein kleiner Bruder. Wir wissen nur, dass du mit 17 von zu Hause weg gelaufen bist, und dass dein Vater vor Schmerz darüber gestorben ist.“
„Vor Schmerz! Dass ich nicht lache!“
„Du warst nicht dabei“, meldete sich seine Mutter wieder zu Wort. „Ich war nicht dabei?“ Daniel beugte sich hinunter und zischte:
„Ich? War nicht … dabei?“ Dann fuhr er kühl fort: „Oh, und wie gerne ich dabei zugesehen hätte, bei seinen Verrenkungen mich als den Bösen dastehen zu lassen, den mißratenen Sohn. Aber weißt du was, Mutter? Nicht einmal die Genugtuung wollte ich. Keine weitere Minute meines Lebens wollte ich an ihn verschwenden. Und außerdem warst du doch selber nicht dabei.“
„War das jetzt nicht mehr als eine Minute?“, fragte seine Halbschwester ganz ohne Sarkasmus. Daniel stand auf und ging ein paar Meter zur Seite.
„Hi, ich bin Johann“, sagte ich in einem Versuche die Lage zu beruhigen.
„Connie, hi.“ Wir stupsten unsere Fäuste aneinander, weil für die Ellbogen der Abstand zwischen uns zu groß war.
Lukas kam gerade mit Fritz und den Getränken zurück. „Wisst’s wos? Mia ham hier an kleinen Fan von Queensrÿche.“
Queens of the stone age“, beschwerte sich der Junge.
„Hob i doch gsogt?“
„Na!“
„Wuist du mal Daniel’s Gitarre spuin?“ Lukas sah fragend zu seinem Freund, der nickte.
Wir setzten uns gerade mit Frau Brant vor das Brunnenhaus an einen Tisch, als Sandra und meine Mutter gerade dort heraus kamen, um nach ihrem Sauna-Besuch die Neuankömmlinge in den Schwitzkasten zu nehmen.
„Gut, dass sie schon sitzen, Frau Speck“, sagte ich und winkte die beiden zu uns. „Verzeihung, Macht der Gewohnheit.“

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