16.01.20

„Dann wird dir wahrscheinlich auch gefallen, dass sie dort arbeitet.“ Mama nickte und kurbelte mit ihrer freien Hand in der Luft.
„Ja, also ich hab eigentlich was über Opa an der Ostfront recherchieren wollen, aber dann konnte ich mich nicht mehr konzentrieren.“
„Und das war’s?“
„ Fast. Sie hat mir noch einen Bibliotheksausweis gemacht.“
„Dann geh doch einfach wieder hin, wo ist das Problem?“
„Mache ich ja, gleich. Morgen. Oh, und sie hat mir noch ihren Namen verraten.“
„Ja?“
„Karin. Wie sie alle.“
„Wie wer alle?“
„Na so hat sie es gesagt: Karin, wie wir alle.“
Mutter sah mich peinlich lange an, mit einer Mischung aus Ernst und Enttäuschung, dann schloss sie die Augen und atmete langsam aus. „Mein Gott Junge, sie heißt nicht Karin! Die hat dich auf den Arm genommen.“
„Wie bitte?“
„Sprich mir mal nach: Biblio. Tee. Karin. Gut, jetzt nochmal langsamer …“
„Ja, ist ja schon gut, jetzt hab ich’s auch begriffen.“
„Du warst noch nie der Schnellste, aber das ist ein neuer Rekord, glaube ich.“
„Mama!“
„Was denn? Mir gefällt sie ja immer besser!“
Wir gingen danach raus und tatsächlich ins Museum. Ins Centre Charlemagne, das „Geodreieck“. Mehr Aachen geht kaum. Beziehungsweise Karl der Große, den man hier nicht übersehen kann. Ist mir im Grunde alles zu patriotisch, aber Mutter hat ja recht, ich habe mich nie näher mit ihm beschäftigt, oder der Stadt, also habe ich mich breitschlagen lassen. Hätte ich damals in Geschichte nicht ausgerechnet den Hemmsacher gehabt, wüsste ich heute bestimmt noch etwas mehr, als das, was ich in 30 Jahren nebenher aufgeschnappt habe.
Gut die Brunnenfigur ist schonmal größer als der Ritter Tuschl in Vilshofen. Und das Bischofsgemälde, wie er gerade zwei Bier bestellt? Ich konnte es mir einfach nicht schönreden. Spätestens beim Schrein der Reliquien der heiligen Corona und des heiligen Leopardus konnte ich mir dann aber ein Gähnen nicht mehr verkneifen.
„Was beschwerst du dich? Hier ist aus einer Tiefgarage wenigstens mal was vernünftiges geworden“, wand Mutter ein.
„Ich hab wohl nicht den Blick für sowas“, sagte ich entschuldigend. „Wie soll ich Geschichte ernst nehmen, wenn sie selbst so albern daher kommt?“
„Inwiefern albern bitte?“
Ich deutete auf die Wand mit der Leuchtreklame hinter ihr. „Je suis Charle Magne? Ich bitte dich.“
„Okay, der Punkt geht an dich.“

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