14.07.20

„Was denn? In dem Zimmer ist ein Hängestuhl – wieso muss ich auf den Verzichten? Sollen die sich doch das Einzelzimmer teilen!“
Clara und Mario sahen einander an, wie es Verliebte eben so machen, und schienen keine Einwände gegen den Vorschlag zu haben.
„Ihr könnt übrigens auch draußen proben“, sagte Mario grinsend.
„Was? Wie hast du das denn angestellt?“, fragte ich überrascht und ein bisschen eifersüchtig, weil er offenbar besseres Verhandlungsgeschick an den Tag legte, als ich während der vergangenen zwei Monate.
„Ach, ich habe gesagt das wäre für einen Videodreh, weil die Kulisse so einmalig schön sei. Wir machen dann einen Link in die Videobeschreibung.“
„Aber wir haben doch überhaupt keinen Song fertig!“, protestierte Daniel.
„Ich dachte eher an deinen Kanal? Als Sommer-Special, wie man Songideen in einer Band arrangiert, oder so.“
„Das kommt überhaupt nicht …“ Daniel hielt inne. „Oh. Okay. Ja, aber wie willst du das denn drehen?“
„Ich hab meine Kamera dabei und ein kleines Funkansteckmikro. Für den Bandsound fällt mir bis morgen bestimmt noch was ein.“ Eigentlich hätte ich ihm hier gerne erst widersprochen, weil wir wollten doch unseren Bandtraum wahr werden lassen. Andererseits hätten wir uns wahrscheinlich nach spätestens einer Viertelstunde wieder wegen dem Bandnamen in den Haaren, und außerdem war das für mich sowieso längst zur Nebensache geworden. Ich konnte mich kaum darauf konzentrieren, und wenn es durch eine Videokamera einen Fokus bekam, dann würden wir vielleicht ausnahmsweise mal am gleichen Strang ziehen. Der Junge ist genial.

Dann kochten wir bei uns im Appartement etwas, weil die Küche hier wegen Corona noch nicht wieder im Regelbetrieb war und daher nur eingeschränkt funktionierte. Bei Getränken sah es entspannter aus, die würden wir uns später zum Sonnenuntergang auf der Terrasse des Restaurants zum Tagesausklang gönnen.
Spaghetti Carbonara für acht Personen war an sich keine so große Herausforderung, aber wenn man nur Töpfe für vier hat, dann schon. Aber mit etwas Improvisation und Gerenne zwischen unseren Zimmern und Appartements kriegten wir auch das in den Griff. Das half sogar dabei, dass die Nudeln für die Pamersan-Eier-Mischung nicht zu heiß waren. Vielleicht sollte man mit den abgetropften Nudeln einfach grundsätzlich immer erst einmal ums Haus laufen? Sowas praktisches steht nie in den Rezepten.
Jedenfalls redete Mario auf mich ein, während ich die Speckwürfel anbriet, die er klein schnitt. Irgendwas von Demokratisierung durch Technologie.
„Du meinst sowas wie ‚the medium is the message‘?“, fragte ich seufzend.
Mario nickte. „Genau so ist es. YouTube ist viel größer, als das einzelne Video darauf.“
Dennis zuckte mit den Schultern. „Aber das ist doch selbstverständlich!“

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