„Schluckimpfung?“
„Tropfen auf einem Stück Würfelzucker.“
„Was haben denn die Zahnärzte dazu gesagt?“
Wir lachten.
„Ob ihr es glaubt oder nicht, dass war schon ein Fortschritt im Vergleich zu uns. Wir haben sogar noch eine Tuberkulose Impfung gekriegt, von der haben wir diesen charakteristischen Abdruck auf dem Oberarm, der wie ein Stempel aussieht?“
„Ja, stimmt, ich erinnere mich.“
„Vielleicht wäre es heute sogar besser, wenn Impfungen wieder sichtbarer wären, wie eine Tätowierung.“
„So als Erinnerung an einen selbst, wenn man unter der Dusche steht? Ja, da ist was dran.“
„Na, oder mit einem Gratis-Tattoo dazu? Das würde die Bereitschaft sicher erhöhen.“
„Da ist was dran.“
„Sind Fußballerarme deswegen so übersäht damit? Wegen der Pflichtimpfungen bei Auslandsspielen?“
„Ha, ha!“
„Jedenfalls haben unsere Eltern sogar noch so eine Tattoo ähnliche Impfnarbe. Ich glaub das war gegen Kinderlähmung, die wir dann schon als Schluckimpfung gekriegt haben – ich weiß es nicht mehr.“
„Du hast doch eine am Oberarm.“
„Das ist Tuberkulose. Die Generation vor uns hatte da zwei.“
„Und wir gar nichts mehr.“
„Ja, vielleicht gäbe es weniger Impfskepsis, wenn die Kinder heute ein Gratistattoo dazu bekämen.“
„Na ja, auch nicht das beste, wenn man sich mit sieben ein Motiv aussucht.“
„Eine Strichliste am Arm?“
„Black Flag? Nee.“
„Wer?“
„Ach, ihr macht mich fertig“, sagte ich, und die Mistkröten lachten natürlich. „Gegen Polio hatten wir nur bittere Tropfen auf einem Stück Würfelzucker bekommen. In der Turnhalle.“
„In der Turnhalle?“
„Ja, ich wunder mich auch gerade. Wahrscheinlich weil da viel Platz war.“
„Das war aber auch präsenter damals. Es gab Werbespots für die Schluckimpfung, weißt du. Da fuhr ein Junge in einem Kettcar rum, dann wurde das Bild immer langsamer und fror ein.“
„Und das hat die Angst gemacht?“
„Ja. Irgendwie schon.“