05.08.20

Habe mit Dr. Heßler telefoniert, weil ich mich testen lassen will, obwohl ich noch keine Symptome habe, selbst wenn das heißt selber zahlen zu müssen.
„Bleib du mal schön zu Hause. Ich komme morgen bei dir vorbei und mache dir einen Abstrich. Ist wahrscheinlich noch zu früh, aber dann machen wir halt ein paar Tage später noch einen. Wie klingt das?“
„Gut“, sagte ich. „Danke. Besser als mein Plan-B: kurz nach Malle und zurück fliegen.“
Er lachte. „Ja, die Urlauber haben Priorität vor dem Personal im Gesundheitswesen – überrascht dich das?“
„Nein, tut es nicht. Wir sind ja auch ein Club.
Das böse Schon-Mal-dage-Wesen! Wie letztes Jahr, als das Kreuzfahrtschiff vor Norwegen havarierte, und die Urlauber mit Hubschraubern ausgeflogen werden mussten? An Urlaubern lässt sich unsere Doppelmoral ganz wunderbar ablesen, die kriegen immer die Extrawurst und jammern auch noch. Unsere neuen Nazis möchte ich mal dabei sehen, wie sie sich daran versuchen, das Mittelmeer im Schlauchboot zu überqueren, und nicht nur an der Küste auf und ab paddeln, wo sie noch stehen können. Da könnten sie mal quer denken. Ob sie den Mut hätten? Alles zurück lassen müssen, nur von Hoffnung auf ein besseres Leben getrieben? Nein, unsere Denker stehen vor dem Bundestag mit dem Milchkaffee zum Mitnehmen in der Hand, und jammern darüber, was ihnen alles zusteht. Die haben ein größeres Schlauchboot! Und ein Smartphone! Das sagt auch nur jemand, der glaubt, dass einen so ein Gerät glücklich macht. Dass man gerne in einer Diktatur oder einem Krisengebiet bleibt, wenn man nur das neueste Mobiltelefon hat, ein dickes Auto, oder sonst einen blöden Besitz. Und nichts zeigt deutlicher, dass da wieder jemand das mit der Freiheit nicht ansatzweise begriffen hat. Dass es Lebensumstände gibt, die einem die Luft zum Atmen nehmen können, und da hilft einem dann nichts anderes, als die Beine in die Hand zu nehmen. Man steigt aus den Trümmern eines Autos, eines eingestürzten Hauses, gräbt sich aus einer Lawine, und da ist dieses erste andere Gesicht, mit Sorge, Angst und Erkennen in den Augen, und dann die Freude. Über das Leben. Überleben. Neu geboren werden. Neugeborene sein, aber mit der Erfahrung eines ersten Lebens. Eure eigene Inkarnation sein, aber in diesem Leben, diesem einem, dem einzigen, das wir haben. Es braucht noch viel mehr Erdbeben, Vulkanausbrüche und Überschwemmungen, dass sich diese Leute damit auseinandersetzen, nur ist es dann zum Gegensteuern zu spät. Irgendwann ist das Mittelmeer so voller Leichen, dass man trockenen Fußes hinüber gehen kann. Wer dann rüber kommt, wird ein paar Hühnchen mit uns zu rupfen haben. Ist ja nicht so, dass wir keine koloniale Vergangenheit hätten, die uns nicht auf die Füße fallen könnte.

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