Aber der Reihe nach. Das Lager war schachbrettähnlich angelegt, nur mit mehr Gruppen darauf, als Schwarz hier und Weiß dort, es blieben gar keine freien Felder übrig. Auf der hinteren Seite lagen zwei größere, nebeneinander liegende Gruppen zu je 6 Zelten, in alphabetischen Reihen von A bis I durchbuchstabiert, in der Mitte unterbrochen von einer zweireihigen Toiletten-Phalanx (deren Eingänge einander zugewandt waren, damit es einerseits einen zusätzlichen Hauch von Privatsphäre auf den Töpfchen gab, und andererseits möglichst aller Hauch schön dort blieb, und niemanden zurück zu den Zelten begleitete).
Zur Hauptstrasse hin verteilten sich dann noch weitere Zelte, die mit K von 1 bis 15 durchnummeriert waren, und außerdem ein paar abschließende Funktionszelte mit dem Buchstaben Z, und dann war Schluß. Zur Versorgung stand noch das große Essen- und Aufenthaltszelt hinten rechts, mit den Waschanlagen an der kurzen Seite. Das waren große Container, aus denen es stark nach Seife und Chemie roch, aber eher frisch als unangenehm, nicht so wie beim Volksfest, wo sich schnell der Duft von frisch Erbrochenen darunter mischte.
Wenn man von der Aidenbacher Strasse hereinkam, war gleich links gut sichtbar ein Sanitätswagen und die mobile Wache, sowie das zentrale Anmeldezelt Z18, wo man vom DRK Begrüßungsgeld ausgegeben, und seinen Schlafplatz zugeteilt bekam. Außerdem war dort noch die Bundesaufnahmestelle, wo die netten Kolleginnen aus Gießen saßen. (Nein, da waren keine männlichen Kollegen mitgemeint, es waren wirklich nur Frauen.)
Auf der anderen Seite des Eingangs hatte der Bundesgrenzschutz Position bezogen, auch wenn es erstmal nicht viel zu bewachen gab. Aber wir wünschten uns ein ums andere mal, sie könnten die Journalisten auf der anderen Straßenseite wenigstens ein bisschen in Schach, oder besser ganz vom Schachbrett fern halten.
Journalisten, die doch wieder nur die falschen Fragen stellen, egal ob vor Ort, in den Elefantenrunden im Fernsehen, oder in Pressekonferenzen. Was hatte Uwe nur für eine unendliche Geduld mit denen. So vielen war er noch nie auf einmal begegnet, hat er uns erzählt, und hier wünschte er sich schon einen Pressesprecher, damit er in Ruhe seiner Arbeit nachgehen konnte, die ja wie am Schnürchen lief.