„Hat sich nicht sehr verändert. Da muss man genauer hinschauen. An den Rändern sind neue Siedlungen und Kreisverkehre entstanden. Und weitere Supermärkte.“
„Beim Gewerbegebiet oben?“
„Ja, genau. Linda 2.“
Mutter lachte. „Wieso heißt das eigentlich so? Klingt nach einem wenig seriösen Gewerbe. Und was ist jetzt im Kaufhaus Steubl drinnen?“
„Da hinten war ich gar nicht. Aber weißt du was? Unser Haus ist weg!“
„Wie, weg?“, fragte Mutter.
„Na abgerissen. Für einen Parkplatz.“
„Schade.“
„Das ist alles, was du dazu zu sagen hast?“
„Was soll ich denn sonst sagen? Ich hing da nicht so dran, wie du.
Erinnerst du dich noch an unsere Wohnung in Passau?“
„Nein, da war ich zu klein.“
„Siehst du? Mit der verbinde ich viel mehr. Deine Geburt und die ersten Jahre mit deinem Vater, als alles noch so aussah, als würde es sich noch einrenken.“
„Da willst du glücklicher gewesen sein?“
„Rückwirkend, Johann“, seufzte Mama. „Natürlich hatten wir Sorgen, aber geteilt. Und Opa hat geholfen, mit Geld und aufgepasst hat er auch auf dich.“
„Daran kann ich mich auch nicht erinnern.“
„In Vilshofen waren meine Sorgen vielleicht nicht größer, aber ich musste alles alleine stemmen. Wir zwei meine ich.“
„Das haben wir wirklich.“ Wir schwiegen einen Moment, dann fiel mir etwas ein: „Mama, kannst du dich erinnern, wo ich mal mit einem Fuchsschal gespielt habe, als Kind?“
„Wie kommst du denn jetzt darauf?“
„Mir saß jemand auf der Fahrt nach Rügen mit so einem Ding gegenüber, und dann waren da Bilder in meinem Kopf, von einem kleinen Maul, das zwar tot war, aber immer noch kneifen konnte. Das war mir unheimlich.“
Mutter lachte.
„Was denn?“