Lukas wollte mir noch etwas zeigen, und wir gingen am Gymnasium vorbei in eine Straße, in der er noch eine Einzimmerwohnung hatte, die mit allerlei Gerümpel vollgestellt war.
„Sag mal, wie viele Wohnungen und Stellplätze hast du denn noch in der Stadt?“
„Na, des versehst du foisch“, erklärte Lukas. „Des is ja mei aktuelle Wohnung, und i bin nur mit meine Sachn zur Sandra zogn.“
„Du meinst ohne deine Sachen.“
„Na, des Zeig hier woa ja vorher wieda woanders.“
Ich beschloss nicht weiter nachzufragen, weil ich längst den Überblick verloren hatte.
„Nachdem du gestern des von de Dram verzöid host, da hab i direkt heid Nocht a oan ghabt. A von der Schui, aber ned am C-Bau.“ „Sondern?“
„Woast du no den Keller im B-Bau? Da wo der Computerraum und de Bücherausgab woa?“
„Dunkel“, sagte ich. „Hast du einen Lichtschalter gefunden?“
„Na, des ned, aba unter a Bodenplattn hob i a Geheimzimmer gfundn, in dem warn alle meine Sachn drinne, die sie mir weg gnumma hom: Tim & Struppi, Percy Pickwick – und des woa ned amoi moans, a Yps Heft, so a 3D Brille mit den Dia-Scheibn und mei, i woa so froh.“
„Das freut mich für dich. Aber ich weiß nicht, was das bedeuten soll.“
„Oh, des woas i scho“, winkte Lukas ab. „Mir brechan da hoid ei, und hoin ois ausse.“ Er hieb sich mir der Faust in die flache Hand, dass ich zusammen zuckte. Dann lachte er. „Mei, du hättst eben dei Gsicht senga miasn!“
„Ich dachte du meinst das ernst!“
Lukas klopfte sich auf die Schenkel vor Vergnügen. Dann zeigte er mir ein paar zerfledderte Schulbücher, oder eigentlich was dort an die Ränder gemalt oder geschrieben worden war. Es gab dort Bilderrätsel zu entdecken, aus übermalten Fotos wurden überraschende Comics, abgewandelte Kurvendiskussionen bekamen Körper, und dazwischen immer wieder viele T-Fighter. Die waren aber auch leicht zu zeichnen: l-o-l
Andere hatten rührenden Einträge und Geständnisse am Rand, die einem das Herz brachen, und dann hielt ich es nicht mehr aus, ich musste klar Schiff machen.
„Lukas, ich muss dir ein Geständnis machen“, begann ich, und er sah mich aufmerksam an. „Ich bin schon Patenonkel. Sogar für Zwillinge.“
„Ach deswegen wuist du koane Kinder mehr“, stöhnte er. „Wenn i des gwusst hätt, dann hättn wir die ned gfrogt.“
„Nein, dass ist es nicht. Wenn ihr mich haben wollt, dann bin ich liebend gern Patenonkel für euer Kind. Aber halt… gebraucht.“
„Is des koa… wie soi i des song… Interessenkonflikt?“
„Was? Nein, die beiden werden eh bald volljährig. Ich glaub die sind froh, wenn sie mich weiter haben.“
„Ah so!“ Lukas lachte. „Des is doch überhaupt koa Problem!“