„Wos gibt’s?“
Es ist irre. Spätestens nach zwei Silben mit Lukas hat man gute Laune. Noch immer, nach all den Jahren.
„Haaallooo, is da wer?“
„Ich bin’s.“
„Johann?“
„Ja, wer sunst?“
„Mei, schau her, der Johann möid si a amoi“, stelle Lukas sarkastisch fest. „Wia geht’s denn Axel und Christiane, i moan der Nadja?“
„Ach, alles beim alten“, log ich so routiniert, dass ich die Augen zusammen kniff.
„Und bei dia?“
„Noch Nachtschicht in den Knochen, sonst okay.“
„Aber bei mir gibt’s Neuigkeiten“, sagte er mit vor Stolz platzenden Stimme. „I woid di eh anruafa, weil i bin schwanger.“
„Vom Hacklberger oder vom Aldersbacher?“
„Des dad dir so passn, du Lokalpatriot. Na, i moan mia san schwanger!“
„D’Mia? Von wem?“
„Na vo mia“, haspelte Lukas. „Los mi hoid ausredn’a.“
Verdammt, auch das noch. Das war kein Scherz. Lukas wurde Papa, und ich mach hier dumme Witze.
„Koa Mia, sondan d’Sandra und i, mia kriagn a Kind.“
„Das ist ja großartig“, rief ich, und ich freute mich wirklich für ihn, von ganzem Herzen. „Alles Gute, dir und … Sandra? Kenn ich die?“
„I wo, natürlich ned. Aber du wirst’s kennalerna, wanst zu uns kimmst und des mit dem Wickeln und oim drum und dran zoagst.“
Jetzt stecke ich in der Patsche. „Nichts lieber als das, wann ist es denn so weit?“
„Termin homma Ende Mai.“
„Das ist ja noch eine Weile bis hin“, und ein ziemlich klares Zeitfenster, um endlich reinen Tisch zu machen. Eine Gnadenfrist. Wie konnten wir uns nur so an diese ganze Scheiße gewöhnen?
„Wieso host denn du überhaupt’s angruafa“, wollte Lukas wissen, und ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte.
„I hob di vermisst“, sagte ich wahrheitsgemäß, und konzentrierte mich damit auf den letzten kümmerlichen Rest Wahrheit. „In den letzten Tagen hab ich viel über das Flüchtlingslager nachgedacht, und wie ihr Nadine’s Vater gesucht habt.“
„Du werst locha, i a. Des is jetzt genau dreißig Joar her, und mia is a a so, als wars erst gestern gwen.“
„Genau so geht’s mir auch“, lächelte ich. Dann hatte ich eine Eingebung. „Weißt du zufällig noch, wie die Klassenzimmer im C-Bau nummeriert waren? Erinnerst du dich an ein Zimmer 107?“
„Hundatsimme? Na. Wia kimst denn auf so wos?“
„Hatte einen beschissenen Albtraum, in dem ich danach gesucht hab.“
„Wann i fo der Schui dram, do is Party in der Turnhalle und sunst nix“, schwärmte Lukas.