17. Dezember 2019 – frei

Nach dem Stadtplatz knickt die Hauptstraße nach rechts ab und führte über die Vilsbrücke zur anderen Stadthälfte. Die knöpfe ich mir dann aber erst morgen vor.
Direkt vor der Brücke, und leicht zu übersehen geht es nach rechts steil in die Fischerzeile hinunter, wo Lukas früher mit seinem Bruder gewohnt hatte. Deswegen war auch die Vils ganz klar sein Fluß. Wir trafen uns gerne bei ihm, denn er wohnte ziemlich genau in der Mitte von uns dreien, und nur so konnten wir vermeiden, dass er sich verspätete.
Wenn man der Vils hier flußaufwärts folgt, kommt man gleich hinter der Eisenbahnbrücke und den Tennisplätzen zu einer kleinen Staustufe, die zum Kloster gehört und es mit Strom versorgt. Dort führt eine Fußgängerbrücke zum Freibad, dem einzigen anderen kulturellen Begegnungsort von Relevanz, den die Stadt im Sommer zu bieten hatte. Im Winter konnte man dort auch Schlittschuh laufen, aber halt nur im Kreis mit Richtungswechsel alle halbe Stunde oder so.
In richtig kalten Wintern fror die Vils auch schon mal bis zur Donau zu, und dann spielten wir Eishockey darauf, den Puck einfach nur wild quer durch die Gegend bolzend. Ohne Radiobeschallung einfach mal gerade aus sprinten können, ohne Bande, das war unvergleichlich, friedlich, Hockeyschläger auf Eis – könnte glatt ein Bild von Peter Prügel [!sic] sein, es hätte halt nur mal jemand malen müssen.

Ach ja, eins fällt mir doch noch zur Oststadt ein: die Fahrschulautos, die dort regelmäßig an der Breslauer Straße klebten und das Anfahren übten. Heißt die Oststadt vielleicht deswegen Oststadt? Breslauer Straße, Königsberger Straße… darüber habe ich ehrlich gesagt noch nie vorher nachgedacht. Und jetzt ist es zu spät um Talmüller danach zu fragen.
Hat man dort etwa nach dem Krieg die Vertriebenen angesiedelt? Wie viele hundert Menschen aus Ostpreußen es wohl nach Vilshofen verschlagen hat? Oder sogar tausend? Wer weiß. Talmüller hat von Millionen in Bayern gesprochen, dann wird es hier wohl für zwei Straßenzüge gereicht haben.
Ob die sich deswegen mehr zu Hause gefühlt haben, wage ich zu bezweifeln. Denn in der Schillerstraße gegenüber werden sie auch eher Simmel gelesen haben. Du kaufst mir jetzt den Simmel ab, sonst stottert dir hier dein Ottomotor. Ich glaub ich mach jetzt besser lieber Schluss für heute.

Ach halt, eins noch: das dritte Fließgewässer fehlt ja noch, meins. Die Wolfach. Die lag hinter dem Gymnasium in der Talsenke vor dem Galgenberg. Aber dazu gibt es eigentlich nicht mehr zu erzählen.

© Jens Prausnitz 2022

Schreibe einen Kommentar

Schön, dass Sie kommentieren wollen, herzlich Willkommen! Vorher müssen Sie allerdings noch der Datenschutzerklärung zustimmen, sonst geht da nix. Danach speichert die Webseite Ihren Namen (muss gar nicht der sein, der in Ihrem Ausweis steht), Ihre E-Mail Adresse (egal ob echt oder erfunden), sowie Ihre IP-Adresse (egal ob echt oder verschleiert - ich hab keine Ahnung, ob Sie von Zuhause oder aus einem Internet-Café schreiben). Anders ist es mir nicht möglich zu gewährleisten, dass Sie hier kommentieren können, worüber ich mich sehr freue - denn es ist sehr frustrierend mit den mich sonst erreichenden, meist verwirrenden bis sinnfreien Werbebotschaften allein gelassen zu werden. Vielen Dank dafür, dass Sie da sind!

Noch ein kleiner Hinweis: Kommentieren Sie zum ersten Mal, erscheint Ihr Kommentar erst nach einer Prüfung des Inhalts, einzig um Spam von der Seite fern zu halten, in der Regel dauert das nicht länger als 24 Stunden - dabei handelt es sich nicht um Zensur, sondern um das limitierte Zeitfenster der berufstätigen Person hinter diesem Blog, die Ihnen den ganzen Krempel gratis zur Verfügung stellt. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, und auf zur Checkbox.