Manchmal schäumte auch der Brunnen vor Wut oder Waschpulver, das versehentlich in ihn geschüttet wurde und so Teile des Stadtplatzes in eine Schaumparty beziehungsweise Waschstrasse verwandelte.
Der Vilshofener am Steuer ist eher stur, denn er folgt dem erinnerten Straßenverlauf auch dann noch, wenn die Kreuzung zum Beispiel durch einen Kreisverkehr ersetzt wurde. Vorausschauend wurde diesmal zwar auf einen Brunnen in der Mitte verzichtet, es aber mal mit einem Busch oder alternativer Bepflanzung versucht. Das war der Erinnerung der Vilshofener völlig latte: „Ich bin hier schon immer geradeaus gefahren, und das lasse ich mir mir nicht von einer neuen Straßenführung oder Ampelanlage nehmen!“
Das mit dem Kreisverkehr behauptet jedenfalls Lukas, ich erinnere mich tatsächlich an keinen, und würde heute wahrscheinlich selbst mit dem Fahrrad gegen einen dieser Bäume brettern. Besser wir gehen nur zu Fuß.
Darüber hinaus hatte der Stadtplatz noch die üblichen Restaurants, Bäcker, Metzger, Apotheken und etwas Einzelhandel zu bieten, sowie eine Buchhandlung mit Schreibwarengeschäft beziehungsweise umgekehrt. Es gab dort alles, nur freie Parkplätze waren immer Mangelware, und die an der Donau waren den meisten schon zu weit weg. Man erkennt das Prinzip wieder: „Ich hab hier schon immer keinen freien Parkplatz gefunden, und werde so lange warten, bis jemand ausparkt…“
Wenig überraschend hat das angeblich inzwischen errichtete Parkaus auf der Bürg daran auch nichts geändert. Der Fußweg von dort ist ja ebenso weit weg oder nah wie jene an der Donau, also unter fünf Minuten, und damit eine Zumutung für all jene, die gerne bei laufendem Motor zehn Minuten über die Ausparkkünste anderer schimpfen. Vielleicht war Vilshofen auch nur deswegen hier immer am lebendigsten, weil sich alles unweigerlich staute.
Brauchten die Poserautos deswegen mal länger, drehten sie nach dem Roma eine Ehrenrunde über die B8 zurück zum Stadttor, und das Spiel began von vorne. Wo ein Papst wohl gewunken hätte, stützen sich nur betont lässige Arme aus dem Beifahrerfenster, um kurz einen bescheidenen Bizeps-Ansatz in Szene zu setzen, und verbrannten sich währenddessen am aufgeheizten Autodach die Finger. In seltenen Fällen kam es noch zu eher missverständlichen Gesprächen mit den vor der Eidiele Sitzenden, weil man andernfalls ja die Musik hätte leiser drehen müssen, nickte bejahend oder zum Beat (das war schwer zu beurteilen) und dann schob sich schon das nächste Auto wummernd durch das Stadttor. Wir gingen lieber woandershin, oder taten wenigstens so, als ob es ein woandershin gäbe.