Pitch perfect?

Während man vorletzte Woche beim BR liebevoll das Ablehnungsschreiben zusammenschusterte, war ich mit der Herstellung eines Video-Pitches beschäftigt. Schon wieder. Dieses Mal aber im Rahmen eines Wettbewerbs, den die neue Internet-Plattform Screen-Pitch ausgeschrieben hat (Näheres dazu in diesem lesenswerten Interview). Da mein Exposé mit für das Finale ausgewählt wurde, habe ich diesen Film produziert:


mein Beitrag für das Finale des ersten Screen-Pitch Wettbewerbs

Präsentiert wurde er (und neun andere) am vergangenen Freitag, dem 31.08. auf dem Favorites Film Festival in Berlin, wo das Publikum nach der öffentlichen Vorführung den Sieger auswählte, und nicht unter ihrer Überbeschäftigung schwer leidende Angestellte des öffentlich rechtlichen Fernsehens hinter verschlossenen Türen in ungelüfteten, stickigen Hinterzimmern. Diese Rahmenbedingungen haben mir so gut gefallen, dass ich gar nicht anders konnte, als daran Teil zu nehmen.

Gewonnen hat EINHEIMISCH’N den Wettbewerb nicht, aber vielleicht den überfälligen Paradigmenwechsel mit eingeläutet. Denn wenn sich etwas an der Art und Weise wie Filme gemacht werden ändern soll, dann muß sich das Publikum so früh wie möglich in den Prozess einmischen. Es reicht nicht erst hinterher zu sagen, dass der fertige Film, nun, Fernsehniveau hat, und wieder mal nix taugt. Wie der tägliche Blick in eine beliebige Fernsehzeitschrift beweist: Innovation wird nicht von unseren Sendern kommen, weder von den Privaten, noch den Öffentlich-Rechtlichen. Aber Letztere schwimmen in unserem Geld. Ab nächstem Jahr als Zwangsabgabe, es sei denn ein Passauer Jurist setzt sich durch (wir drücken die Daumen!).

Also… müssen die doch machen, was wir wollen. Es ist doch unser Geld, oder? Ja, aber wichtig ist wer das Geld hat, nicht wer zahlt. Wir haben es nicht mehr, und deswegen auch nichts mehr zu sagen. Doch, doch. Wer das Geld hat, hat die Macht, nicht diejenigen, denen es abgeknöpft wurde. Man muss die Institutionen mit allen uns zur Verfügung stehenden demokratischen Mitteln dazu zwingen, sich ihrem Auftrag gemäß zu verhalten – das beginnt damit, dass man ihnen endlich auf die Finger schaut, und nicht nur dabei zu sieht, wie sie das Geld für Rotz zum Fenster raushauen. Wir haben besseres verdient. Wir dürfen besseres erwarten. Wir müssen besseres einfordern.

Also alle Macht dem aktiven Zuschauer. Wie man umschaltet, weiß jeder – mit der Fernbedienung. Im nächsten Schritt brauchen wir also eine Fernbedienung schon bei der Vorauswahl der Projekte. Oder bei der Auswahl der die Vorauswahl treffenden Personen – wir wollen eine Castingshow, in der wir die Redaktionsposten mal selber besetzen, und nicht der Rundfunkrat oder sonst eine illustre Runde, in der wir keinen Sitz haben.

Oder wir lassen diese Posten gleich unbesetzt! Sparen wir sie uns! Dann ist gleich noch mehr Geld für die guten Projekte da. Das Internet macht doch vor, wie man es machen könnte. Siehe Crowdfunding. Lieber Rundfunkrat, wir fordern, das diese ganzen Redaktionen auf die Straße gesetzt werden, wir stimmen ab jetzt auf facebook (wie auch bei “Vof-tonight”) ab, was in Produktion gehen soll, und was nicht. Ist billiger, geht schneller (es sind ja soooo viele Projekte, den armen Angestellten raucht schon derart der Kopf, dass sie sich in ihren Antwortschreiben nicht mehr verständlich artikulieren können), und ist klimaneutraler. Schluß mit der heißen Luft, setzt das Personal aus den oberen Etagen mal an die frische Luft, mitten rein in den Englischen Garten! Etwas Sauerstoff und Sonnenlicht unter unserem weiß-blauem Himmel wird Wunder wirken.

Wer sonst könnte unseren “Heimatsender” endlich in die Pflicht nehmen, wenn nicht wir, die Zuschauer? Schluß mit dem Zuschauen – wer etwas besseres sehen will, muß auch etwas dafür tun. Es ist wie bei der Fernbedienung: erst kommt die Feststellung, dass das was gerade kommt eine Wiederholung ist, schon mal so ähnlich da war, oder einen Griff ins Klo darstellt – gemeinsam ist den Programmen in der Regel nur, dass sich das eigene Hirn zu Brei verflüssigt, wenn man sich dem länger als ein paar Sekunden aussetzt. Und dann muß man in Aktion treten. Oder in einen Hintern. Meistens handelt es sich dabei zunächst um den Eigenen. (Betonung auf zunächst ;)

Schreibe einen Kommentar

Schön, dass Sie kommentieren wollen, herzlich Willkommen! Vorher müssen Sie allerdings noch der Datenschutzerklärung zustimmen, sonst geht da nix. Danach speichert die Webseite Ihren Namen (muss gar nicht der sein, der in Ihrem Ausweis steht), Ihre E-Mail Adresse (egal ob echt oder erfunden), sowie Ihre IP-Adresse (egal ob echt oder verschleiert - ich hab keine Ahnung, ob Sie von Zuhause oder aus einem Internet-Café schreiben). Anders ist es mir nicht möglich zu gewährleisten, dass Sie hier kommentieren können, worüber ich mich sehr freue - denn es ist sehr frustrierend mit den mich sonst erreichenden, meist verwirrenden bis sinnfreien Werbebotschaften allein gelassen zu werden. Vielen Dank dafür, dass Sie da sind!

Noch ein kleiner Hinweis: Kommentieren Sie zum ersten Mal, erscheint Ihr Kommentar erst nach einer Prüfung des Inhalts, einzig um Spam von der Seite fern zu halten, in der Regel dauert das nicht länger als 24 Stunden - dabei handelt es sich nicht um Zensur, sondern um das limitierte Zeitfenster der berufstätigen Person hinter diesem Blog, die Ihnen den ganzen Krempel gratis zur Verfügung stellt. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, und auf zur Checkbox.